Freitag, 27.06.2025, 18 Uhr
Eintritt
5 EUR, ermäßigt 3 EUR, Mitglieder des FFF und Studenten mit gültigem Ausweis haben freien Eintritt.
Ort
Fotografie Forum Frankfurt
Braubachstraße 30–32
60311 Frankfurt am Main
Was passiert, wenn ein Familienarchiv zum Ausgangspunkt einer kritischen Auseinandersetzung mit Tourismus, Identität und kollektiver Erinnerung wird?
In ihrem Vortrag stellt die Künstlerin und Archivforscherin Marina Planas Antich das Projekt Casa Planas vor – ein Zentrum für künstlerische Forschung und zeitgenössisches Bilddenken, das auf einem umfangreichen privaten Postkartenarchiv basiert. Inmitten massenhaft produzierter Urlaubsbilder eröffnet sich ein überraschender Blick auf die Mechanismen visueller Kultur und darauf, wie sich touristische Bildwelten tief in gesellschaftliche Vorstellungen einschreiben.
Der Vortrag lädt zu einer Reise durch das visuelle Familienarchiv von Marina Planas Antich ein. Ausgangspunkt sind historische Postkarten aus den 1950er bis 70er Jahren – stille Zeugen eines sich formenden touristischen Blicks auf Mallorca. Aus diesen scheinbar harmlosen Bildern entfaltet sich eine dichte Erzählung über Sehnsuchtsorte, Klischees und kulturelle Überlagerungen.
Planas Antich spürt der Frage nach, wie fotografische Medien zur Konstruktion touristischer Utopien beitragen – und wie diese Bilder unser kollektives Gedächtnis langfristig prägen. In einem Wechselspiel von Archivmaterial, Theorie und künstlerischer Praxis zeigt sie, wie sich stereotype Vorstellungen in Landschaft und Identität einschreiben – und welche Mittel Kunst und Forschung bieten, um diese Mechanismen sichtbar und verhandelbar zu machen.
Der Vortrag ist Teil des Programms „Hidden Archives: Tourism, Photography and Collective Memory“ (28./29.06.2025 in Frankfurt, 18.–20.09.2025 auf Mallorca) und bietet einen fundierten theoretischen Einstieg in das Thema.
Marina Planas Antich (*1983, Palma de Mallorca) ist visuelle Künstlerin, Archivforscherin und Leiterin des unabhängigen Kunst- und Forschungszentrums Casa Planas auf Mallorca. Sie studierte Audiovisuelle Kommunikation an der Universitat Ramon Llull sowie Fotografie, Video & Related Media an der School of Visual Arts (SVA) in New York, wo sie mit einem Alice Beck-Odette-Stipendium ausgezeichnet wurde.
Als Enkelin von Josep Planas i Muntanyà, einem der bedeutendsten Fotografen des touristischen Mallorcas der Nachkriegszeit, verwaltet sie heute das umfangreiche Planas-Archiv – eine Sammlung von über drei Millionen Bildern, die als visuelles Gedächtnis des spanischen Tourismusbooms gilt. Das Archiv befindet sich im ehemaligen Atelier und Fotolabor ihres Großvaters in Palma de Mallorca und bildet das Herzstück des Centro de Investigación y Cultura Contemporánea Casa Planas.
Aus diesem Bestand heraus entwickelt sie künstlerische, kuratorische und forschungsbasierte Projekte, in denen sie die Funktion von Bildern in kollektiven Erinnerungsprozessen untersucht. Dabei kombiniert sie Archivmaterial, Fotografie, Essayfilm, Installation und partizipative Kunstformen zu einem kritischen Bilddiskurs über kulturelle Aneignung, Nachhaltigkeit und Identitätskonstruktion im Kontext touristischer Bildproduktion.
Seit 2017 leitet sie das Art Investigation Programme von Casa Planas, das internationale Künstler*innen und Theoretiker*innen zu Residenzen und kollaborativen Formaten einlädt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Museu Es Baluard (Palma), beim Houston FotoFest, im Centre d’Arts Santa Mònica (Barcelona), im Anthology Film Archive (New York), bei Cortona on the Move sowie bei der Biennale Venedig gezeigt. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, unter anderem vom Consell de Mallorca und dem Pilar Juncosa & Sotheby’s Residency Program, und war Vizepräsidentin der Asociación de Artistas Visuales de las Islas Baleares.