Freitag, 05.09.2025, 18 Uhr
Ort:
Fotografie Forum Frankfurt
Braubachstraße 30–32
60311 Frankfurt am Main
»Ich betrachte Fotografie nicht als Mittel, um die Vergangenheit zu bewahren, sondern als Gefäß, um zu wählen, wie wir vergessen. Ein Bild zu verbrennen, zu falten oder abzukratzen bedeutet keine Zerstörung, sondern ist ein stilles Ritual, um Erinnerungen und Emotionen an die Oberfläche zu bringen. Diese Spuren sind keine Dokumente – sie sind Gesten, die es uns ermöglichen, dem Unfassbaren zu begegnen, wobei die Fotografie als yorishiro dient – ein Medium, das das Unsichtbare anzieht und erfasst.
Was als persönliche, prozessorientierte Praxis begann – wie das Schreiben eines greifbaren Rezepts – entwickelte sich mit der Zeit zu einer kollaborativen Forschung an der Universität, die den Austausch mit Keramiker*innen und Textilkünstler*innen umfasste. Gemeinsam erforschten wir, wie materielles und verkörpertes Wissen den fotografischen Ausdruck verändern kann. In einer Zeit, in der KI Bilder erzeugt, die die Realität nachahmen, behandle ich die Fotografie als greifbaren Traum – eine Oberfläche, auf der die Hand eine Spur hinterlässt und die Realität neu erzählt wird.«
Tawada Yuki (geboren 1978 in Hamamatsu) arbeitet mit Fotografie, Skulptur und Video. Sie studierte Biochemie an der Tōhoku-Universität und verbrachte im Rahmen ihres Studiums Zeit an der University of California, Santa Barbara, wo sie ihre Liebe zur Fotografie entdeckte. Nach Abschluss ihres Studiums in Japan besuchte sie das Camberwell College of Arts an der University of the Arts London, wo sie sich für die physische Beschaffenheit von Fotografien und die Möglichkeiten der Bearbeitung fotografischer Oberflächen zu interessieren begann.
Tawada setzt sich in ihrer Arbeit mit Themen wie Spiritualität und Heilung auseinander und verwendet innovative Methoden wie das Zerkratzen und Verbrennen von Fotografie-Oberflächen oder das Erstellen skulpturaler Installationen mit spitzenartigen Ausschnitten aus Fotografien.
Durch eindrucksvolle, immersive Installationen übersetzt sie die tiefe Spiritualität ihrer Werke in physisch erfahrbare Räume für die Betrachter*innen.
Derzeit lehrt Tawada Fotografie und Video an der Kyoto University of the Arts. Einige ihrer Werke sind in der Ausstellung »I'm So Happy You Are Here« im Fotografie Forum Frankfurt zu sehen.